Eine Woche Medienlinks.ch

Seit einer Woche habe ich ein kleines Projekt. Auf medienlinks.ch teile ich werktäglich deutschsprachige Links zu Meldungen aus der Medienwelt. Bisher aufgefallen:

– Künftig will ich mich vermehrt auf Gedanken zur Medienwelt konzentrieren. Dafür weniger Personelles oder Organisatorisches bringen.

Storify ist ein gutes Tool, um schnell und übersichtlich solche Links zu teilen.

– Gerne hätte ich bei Storify die Funktion „Weitere Links zu diesem Thema“. Könnte ich natürlich auch mit Hyperlinks im Text lösen. Natürlich nicht so elegant.

– Bisher waren meine Links sehr CH-lastig. Will mehr Medien-Seiten aus Deutschland und Österreich finden.

– Bei jedem Link ein „via …“ setzen? Oder einfach kommentarlos rein?

– Soll ich eine Email-Adresse oder ein Webformular hinterlegen, damit mir spannende Geschichten geschickt werden können?

– Was mache ich bei Abwesenheiten? Möglich: Einen Tag ausfallen lassen oder den Account einem Gast-Kurator übergeben.

So. Das sind so ganz spontan einige Gedanken zu medienlinks.ch und der ersten Erfahrungswoche damit.

Kommentare zu medienlinks und zu den einzelnen Punkten sind herzlich willkommen!

Das Polizeiradio in Boston

Die Ereignisse von Boston haben mich wieder zu einem Radiohörer gemacht. Zumindest teilweise. Ich habe gebannt dem Polizeifunk der Einsatzkräfte gelauscht. Im Internet fanden sich mehrere Streams dazu. Die Polizei hat nach einigen Stunden jedoch die Stationen gebeten, die Streams abzuschalten, um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden.

@LuziaTschirky stellte dann die entscheidende Frage: Wie kann man ein solches Polizeiradio verifizieren? Schande über mich, da ich mir dies nicht überlegt habe.

Also habe ich mich auf die Spurensuche gemacht. Der einfachste Weg: Direkt bei der Polizei fragen. Leider habe ich bis jetzt keine Antwort erhalten – was aber auch verständlich ist. In Boston haben sie jetzt wirklich wichtigere Probleme.

Weil auf diesem Weg keine Antwort zu erwarten war, habe ich noch einen anderen Weg gewählt. Zuerst habe ich die rechtliche Situation abgeklärt: Darf man in den USA Polizeiradio abhören? Informationen dazu finden sich im Electronic Communications Privacy Act. Man darf. Besonders schön ist der Zusatz, dass man die gewonnene Information nicht für illegale Zwecke brauchen darf.

Aus dieser Recherche wusste ich nun immerhin, dass es möglich ist, dass es sich bei den Streams um einen „richtigen“ Polizeifunk handeln kann. Danach habe ich in Funkforen nach den Frequenzen des Polizeifunks von Boston gesucht. Diese Frequenz habe ich dann mit einem Ustream-Video abgeglichen. Im Video war ein Funk-Scanner, der auf dieser Frequenz eingeschaltet war, zu sehen. Die Tonspur war identisch mit den Audiostreams auf den anderen Seiten. Natürlich hätte jemand auch einfach diesen Stream mitschneiden und ein abgeschaltetes Funkgerät zeigen können.

Als weitere Verifikation habe ich direkt Leute in Boston angeschrieben (über eine Mailingliste, die sich häufig mit Rechtsfragen beschäftigt) und diese Personen gefragt, ob sie für mich den Polizeifunk hören und das Signal mit den Audiostreams abgleichen können. Auch hier gab es Übereinstimmungen.

Damit ist für mich klar, dass im gehörten Audiostream wirklich der Polizeifunk wiedergegeben worden ist.

Whodunit – der Umgang mit Verdächtigen und Tätern

Das FBI veröffentlicht Bilder von Verdächtigen der Bombenanschläge beim Boston Marathon. Und die Medien? Die bringen diese Bilder. Schliesslich hoffen die Behörden auf Hinweise aus der Bevölkerung. Die Medien helfen gerne. Nur: Ist es überhaupt sinnvoll, die Bilder auch ausserhalb der USA, ausserhalb des Grossraumes Boston, zu veröffentlichen? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Verdächtigen in St.Gallen oder in Como aufhalten?

Wer die Gesichter der mutmasslichen Täter (es gilt noch immer die Unschuldsvermutung) interessiert, der kann die Bilder wohl ohne grosse Probleme im Internet finden. Doch auch hier wieder: Was ist die Motivation dahinter? Eine mögliche Erklärung ist, dass mit solchen Bildern dem Bösen, dem Unvorstellbaren, ein Geischt gegeben wird. Ähnliche Diskussionen führten wir in der Redaktion übrigens schon bei Anders Breivik.

Bilder und Beschreibungen von Tätern fördern immer auch Vorurteile. War der Täter ein tätowierter Rechtsextremist? Eine Asylsuchende aus dem nordafrikanischen Raum? Spannend wäre folgendes Experiment: Bei allen Straftaten wird Alter, Geschlecht und Nationalität nur noch dann genannt, wenn diese Attribute einen Zusammenhang mit der Tat haben. Ein Raser wird zum Beispiel nicht durch seine Nationalität oder sein Alter zum Raser. Und ob ein Mörder nun 20 oder 35 Jahre alt ist, tut eigentlich nichts zur Sache.

Update: Wie gefährlich es ist, die Bilder und Namen von mutmasslichen Tätern zu bringen, hat sich bei den Anschlägen in Boston wieder einmal gezeigt. Eine der grössten Schweizer Zeitungen hatte einen halben Tag lang nach einem völlig anderen „Täter“ gefahndet. Mit Bild. Und Name. Und auch wenn dieser Artikel nun gelöscht worden ist, ist er über den Cache noch immer auffindbar. Gerne erinnere ich bei dieser Gelegenheit an Richard Jewell.

50 Twitterer für @agossweiler

Nach einer kurzen Diskussion auf Twitter mit @agossweiler präsentiere ich hier eine weitere Liste (die ursprüngliche Liste „50 folgenswerte Twitterer“ findet sich hier). Die Reihenfolge ist beliebig. Und die Erklärungen sind natürlich auch sehr subjektiv.

1. @rocket666 – meine Frau und immer für einen guten Blogeintrag auf missrocket666.blogspot.com gut.

2. @db – Designer aus New York mit Flair für die grossen Themen.

3. @NeilCocker – Unternehmer und TEDx-Gründer aus Wales.

4. @simonth – Musik-Mastermind aus England. Grossartige Beobachtungen zur Entwicklung der 8-Bit-Computerindustrie.

5. @avongunten – Digitaler Vordenker und auch sonst ein sympathischer und vorausschauender Mensch.

6. @pixelfreund – Folge ich schon seit Anbeginn meiner Twitterzeit. Und bereue es nicht.

7. @friggch – Guter Gesprächspartner (auch wenn er keine Fehler eingestehen kann…) und gute Gedanken.

8. @millius – Schriftsteller und Drehbuchautor aus der Ostschweiz.

9. @marcel_baur – Politiker und immer schön kritisch.

10. @SciF0r – Politiker und kritisch. Kennen wir ja schon. Stimmt aber.

11. @SteveMartinToGo – Steve Martin. Grosse Klasse. Muss man eigentlich nicht rechtfertigen.

12. @kim – Immer wieder spannende Links zu allen möglichen Themen.

13. @moritzadler – Fussballbegeistert. Kann also schon mal kein schlechter Mensch sein.

14. @madial – Immer wieder spannend und auch unterhaltsam.

15. @AbtMartin – Abt Martin Werlen. Zumindest noch in diesem Jahr. Danach zieht er sich ja zurück.

16. @hdzimmermann – Viele interessante Geschichten und Links zu Social Media und Bildung.

17. @mllelila – Alles zu Cheeseburger und Uni-Leben.

18. @SimWise – Games und mehr gibt es bei ihr. Hat einen grossartigen Humor und schreibt auch sehr intelligent.

19. @BlitzAmbassador – Mein Lieblingsmusiker. Nicht nur Werbung auf seine eigenen Kreationen.

20. @politnetzCH – Politische Beobachtungen, die auch einem Journalisten helfen können 😉

21. @rechisg – Bibliothekar und auch sonst kein schlechter Mensch.

22. @ueberlinblog – Tweets zu und über Berlin. Aber auch mehr…

23. @treimannch – Glaubt fest daran, dass App.net das „next big thing“ wird.

24. @mbk_center – Tweets zur russischen Politik. Mit Fokus auf die Opposition.

25. @Brenda_Maeder – FDP-Jungpolitikerin aus dem Thurgau.

26. @BretEastonEllis – Mein Lieblingsautor auf Twitter. Und da ist er immer schön kontrovers.

27. @SWillimann – Hotelier in Malaysia. Mit Verbindungen zur Schweiz.

28. @Rennanwalt – Immer wieder gute Kommentare zu aktuellen Themen.

29.@J_Kachelmann – Wetter, aber auch einiges mehr.

30. @QuerDenkender – Referenz zu Themen wie Autismus und noch sehr viel mehr.

31. @merzthurgau – Ehemaliger Grosser Rat Thurgau und Dozent an der PH Thurgau.

32. @gimmalaya – Musiker aus Graubünden und eine witzige Person.

33. @tschistka – Macht Spass, ihr zu folgen. Immer wieder. Keine Ahnung wieso. Ist auch nicht so wichtig.

34. @Herr_Natischer – Wahlberner aus dem Wallis. Aber sonst ein ganz guter Mensch.

35. @rickygervais – Komödiant und Fernseh-Schauspieler. Kann ohne Probleme seine Follower zur Weissglut treiben. Also höchst amüsant.

36. @m_wipf – Intelligenter Mensch und auch sonst ein guter Typ. Einfach mal nach Geschichten aus dem 2. Weltkrieg fragen.

37. @swissbitch666 – Amüsant. Mit einigen FCZ-Tweets. Sonst aber ganz nett.

38. @braxtonpope – Grossartiger Produzent. Mit interessanten Tweets zu Film & Buch.

39. @mhermann_ – Analysen aus der Politik. Aus der Schweiz.

40. @DasEinhirn – Sex, Drugs & Rock’n’Roll

41. @MrsHannah11 – Tweets aus dem Leben. Ins Leben. Was auch immer das heissen soll.

42. @MadMenNa – Pressesprecher. Aber wohl kaum Journalist. Dafür schreibt er auf seinem Blog viel zu gut.

43. @BorisSchohne – Ich mag mich ja noch an alte Gamer-Zeiten erinnern. Aber eben: Heute ist der Herr Schneider-Johne bei Microsoft.

44. @TimOfLegend – Ja, ich gestehe: Ich habe früher viele Adventures gespielt. Und mache das auch heute noch. Deshalb ist Tim Schafer natürlich auch in meiner Liste.

45. @GaryLineker – Der beste Fussballer aller Zeiten. Zumindest in meinen Augen. Und auch in Sachen Twitter muss er sich nicht verstecken.

46. @nggalai – Jetzt werden sicher irgendwelche Einwände kommen. Aber nein: Dem @nggalai muss man einfach folgen. Keine Ausreden.

47. @grumpygamer – Eine weiter Legende der Gameindustrie. Und auch hier auf Twitter immer wieder gut.

48. @phwampfler – Guter Denker und spannende Blogs zu allen möglichen Themen.

49. @seeniazh – Ist zwar FCZ-Fan aber sonst laut Tweets ganz ok. Kann ich natürlich nicht beurteilen.

Damit wären es zumindest 49 folgenswerte Twitterer, die keine Journalisten sind. Lasse absichtlich noch einen Platz frei.

Ihr wollt auch auf eine Liste? Dann dürft Ihr Euch gerne in den Kommentaren bewerben!

Update: Mehr Empfehlungen? Gibt es auf der Frauenliste von @zoradebrunner @telecomuser und @AndreaJerger.

Update 2: Nun hat auch @agossweiler eine Liste veröffentlicht.

Müssen Journalisten unternehmerisch denken?

Den Zeitungsverlagen geht es offenbar ganz schlecht. Sinkende Werbeeinnahmen und weniger Abos führen zu weniger Umsatz und Gewinn. Auch wenn die Gewinne bei den meisten Verlagen noch mehrere Millionen Franken betragen: Offenbar braucht es dringend einen Weg, um diese Krise zu meistern. Kann man überhaupt von Krise reden? Ist es nicht eher ein Strukturwandel?

Selbstverständlich habe auch ich nicht die Lösung.

Als Vorschläge habe ich nun schon mehrmals gelesen, dass Journalisten eben „unternehmerisch denken“ sollen. Nur hinterlässt diese Formulierung bei mir immer einen faden Nachgeschmack. Ich bin Journalist. Das heisst unter anderem, dass ich so gut wie möglich und so genau wie möglich die Aktualität beschreibe und einordne. Darf ich jetzt als Unternehmer im Nebenberuf  nur noch für die Zeitung wirtschaftlich attraktive Texte schreiben? Aber vielleicht ist mit dieser Forderung nach mehr Wirtschaftlichkeit nur die Form der journalistischen Leistung gemeint. Doch auch das wäre eine Einschränkung. Experimente müssten gerechtfertigt werden, die Hemmschwelle nach neuen journalistischen Formen würde ansteigen. Wäre auch blöd, oder?

Ein anderer Gedanke: Kam bisher bei den Zeitungsverlagen das unternehmerische Denken zu kurz? Gab es niemanden in den Firmen, der für genau diese Aufgabe einen Lohn bekommen hat? Oder werden diese Stellen gekürzt, sollten sich die Journalisten dieser Aufgabe annehmen? In welchem anderen Arbeitssektor wird von allen Mitarbeitern unternehmerisches Denken gefordert?

Vielleicht verstehe ich auch den Ausdruck nicht. Und mit „unternehmerisch denken“ ist nur gemeint, dass endlich nicht mehr alle Mails ausgedruckt werden. Oder ich denke bereits unternehmerisch und weiss es einfach noch nicht.

Fan sein heisst auch leiden

Gestern war ich im Stadion beim Spiel FC Basel – Tottenham Hotspur. Gleich vorweg: Ich bin seit 1986 Fan der Spurs. Und natürlich trug ich auch mein Spurs-Trikot beim Spiel.

Es war keine schöne Erfahrung. Und trotzdem bin ich nicht wirklich überrascht, dass Tottenham gegen Basel aus dem Cup geflogen ist. Nicht weil Basel zu stark für die Spurs wäre, sondern weil ich mich nichts anderes von Tottenham gewohnt bin. Die Lilywhites starten seit ich mich erinnern mag immer stark in die Saison und bauen dann ebenso stark gegen Ende ab. Und sollten sie einmal nahe an ein grosses Erfolgserlebnis kommen, kann man als Fan sicher sein, dass man enttäuscht wird.

Man könnte für die gestrige Niederlage viele Gründe anführen. Zu viele hochkarätige Absenzen (Lennon, Defoe, Bale, Gallas, …), fehlendes Abschlussglück, das übliche Penaltypech englischer Mannschaften. Basel war nicht unbedingt besser. Trotzdem war der Sieg über beide Spiele gesehen verdient.

Doch solche Analysen sollen bitte die Profis, die Sportreporter, machen.

Was mir aber in Gesprächen vor dem Spiel aufgefallen ist: Basel-Fans waren sogar schon vor dem Hinspiel in London überzeugt, dass ihr FCB den Einzug in die Halbfinals schaffen kann. Ich als Tottenham-Fan hab immer entgegnet, dass die Spurs nur mit Glück weiterkommen können. Ist das nun ein psychologischer Vorteil für die Basler? Sind diese Gedanken auch in den Köpfen der Spieler? Immerhin kennen Basler Spieler und Fans Niederlagen ja mehrheitlich nur vom Hörensagen. Und sollte der FCB trotzdem einmal verlieren, dann war es meist keine wichtige Partie – und der Meistertitel/Cuptitel trotzdem Tatsache.

Das alles sind natürlich nur unfertige Gedanken, die ich vor den Spielen hatte.

Und noch zwei kleine Anmerkungen:
1. Mein Sitznachbar gestern – ein FCB-Fan – meinte, dass mit dem Sieg gegen Tottenham wohl auch klar sei, dass der FC Basel momentan in der Premier League sicher auch mindestens Platz 3 erobern könnte. Was natürlich absoluter Blödsinn ist. Ich habe ihm dann entgegnet, dass im Umkehrschluss dann der FC St.Gallen ja auch auf dieser Position sein müsste, schliesslich haben die beiden Mannschaften in der aktuellen Saison in den Direktbegegnungen gleich viele Punkte geholt.
2. Wie doof dieser Sitznachbar übrigens war, zeigte sich dann beim Penaltyschiessen. Als Adebayor zum Punkt schritt, machten er und seine Freunde laut Affengeräusche (übrigens auch sonst ziemlich viele Leute um mich herum).

Wie soll es weiter gehen?

Plattencover „Die Angst des Torwarts vor dem Elfmeter“. Gibt es beim Bloggen so etwas wie „Die Angst des Bloggers vor dem leeren Eingabefeld“?

Der Druck ist gross. Eben erst habe ich mit diesem Blog angefangen. Vielleicht hätte ich mir das vorher doch besser überlegen sollen. Mein zweiter Post (Wieso ich Online-Journalist bin) wurde bereits unglaublich oft gelesen. Danke an dieser Stelle an die vielen Retweets und natürlich an den Bildblog!

Und dann gleich der nächste Schock: Das Transkript des Rundschau-Beitrags mit Christoph Mörgeli wurde sogar noch öfters gelesen. Und dabei waren das ja nicht mal meine Worte!

Höchste Zeit also für ein paar klärende Gedanken.

Was will ich mit diesem Blog? In erster Linie einfach aufschreiben, was mich gerade beschäftigt.

Und wenn ich einmal keine Ideen für einen Blogpost habe? Ich habe immer Ideen. Allerdings sind nicht alle Blog-Stoff. Und das ist gut so.