Autorisieren lassen oder nicht?

Jimmy Carter Library, Atlanta, GA/The U.S. National Archives

Erst kürzlich nervte sich mal wieder ein Journalist öffentlich über die Autorisierungs-Praxis von Pressestellen. Michael Hug, Chefredaktor der „Berner Zeitung“, schrieb auf persoenlich.com, wie die Kommunikationsabteilung der Post Fragen/Antworten strich, weil das Interview nur drei bis fünf Fragen enthalten dürfe. Grund war ein abgemachtes Exklusiv-Interview mit einem anderen Blatt.
Ein anderes Beispiel: Nach einer Medienkonferenz verweigert eine Person Interviews, weil sie ein solches exklusiv einer Zeitung versprochen hat.
Jeder Journalist kennt zudem das Gefühl, wenn man ein Interview nach der Autorisierung komplett verändert zurück bekommt. Meist gibt es dann ausufernde Antworten, die so nie jemand lesen würde, vermischt mit unverständlichen Fachausdrücken, die nur in der Branche des Interviewten verwendet werden.
Jetzt kann man sich darüber streiten, ob Autorisierungen ein Segen oder ein Fluch sind. Die New York Times hat diese Praxis gleich ganz abgeschafft und andere US-Medien sind diesem Beispiel gefolgt. Zumindest beim Spiegel findet man das Autorisieren lassen nicht so schlimm.
Immer wenn solche Geschichten, wie jene aktuell der Post/Berner Zeitung, auftauchen, werden wieder Stimmen laut, die zu einem Umdenken auffordern. Meiner Meinung nach ist das nicht nötig. Ich habe nur selten schlechte Erfahrungen mit Autorisieren gemacht. Und wenn doch mal jemand völlig über das Ziel hinaus geschossen hat, habe ich die Person darauf aufmerksam gemacht, dass sie das so gesagt habe und dann gemeinsam einen Kompromiss gesucht. Schliesslich geht es auch um gegenseitigen Respekt.
Noch ein Lösungsvorschlag: Wieso gründen nicht einfach alle Zeitungen zusammen ein internes Radio. Dort gibt es nur Live-Interviews, die lediglich von den eigenen Redaktionen gehört werden. Wenn sie das Radio dann noch „Unsere Zeitung“ nennen würden, könnten die Journalisten danach in ihren Artikeln immer schreiben: „Wie xy gegenüber unserer Zeitung gesagt hat.“

Wie mobil sollen die Ferien sein?

Bald gehe ich in die Ferien. Nach Griechenland (Rundreise Peloponnes). Ich freue mich darauf, mich völlig zu entspannen, viele neue Eindrücke zu gewinnen und natürlich auf das Meer, das Essen und das Trinken.

Allerdings stellt sich seit einigen Jahren vermehrt die Frage: Was mache ich in dieser Zeit mit meinem Handy? Im Hotel lassen? Keine gute Idee. Schliesslich mache ich viele „schnelle“ Fotos mit dem Handy. Klar habe ich noch eine andere Kamera dabei, aber die will ich nicht jedes Mal aus der Tasche holen.

Wenn ich also mein Handy eh schon dabei habe, will ich vielleicht auch mal ein Bild auf Instagram stellen oder einen Tweet schreiben. Bei meinen letzten beiden Griechenland-Reisen habe ich mich zwischendurch auf das teure Roaming eingelassen und ansonsten einfach die in Griechenland omnipräsenten Gratis-Wifi-Spots angezapft. Optimal wäre aber wohl eine griechische Prepaid-SIM.

Dazu nun einige Fragen, die Ihr mir sicher beantworten könnt:
– Wo kaufe ich eine solche SIM? Bereits jetzt im Internet oder erst vor Ort an einem Kiosk?
– Lohnt sich die Anschaffung eines mobilen Wi-Fi-Hotspots (z.B. dieser), damit ich und auch @rocket666 mit nur einer Karte auf das Netz zugreifen können?

PS: Mails lese ich trotz fehlender Abwesenheitsmeldung in den Ferien keine.

Das Böse lauert überall

Dieses Bild mit dieser Legende war heute auf Blick.ch zu finden. Das hat mich an einen alten Eintrag auf Tumblr erinnert und ich wollte mal nachschauen, wo das Böse überall zu finden ist – nebst dem Gesicht. Hier also die unvollständige Liste. All diese Ausdrücke sind so in verschiedenen Online-Medien zu finden.

Das Gesicht des Bösen
Die Seele des Bösen
Das Buch des Bösen
Das Symbol des Bösen
Die Banalität des Bösen
Der Inbegriff des Bösen
Das Angesicht des Bösen
Die Zentrale des Bösen
Die Streuobstwiese des Bösen
Der Hort des Bösen
Die Inkarnation des Bösen
Das Reich des Bösen
Die Achse des Bösen
Die Blume des Bösen
Der Code des Bösen
Die Abgründe des Bösen
Die Verwerfungen des Bösen
Die Schattierungen des Bösen
Der Sieg des Bösen
Die Vermessung des Bösen
Die Spur des Bösen
Die Heimstatt des Bösen
Die Mächte des Bösen
Die Brutstätte des Bösen
Die Arbeit des Bösen
Der Wurdelgrund des Bösen
Der Kern des Bösen
Die Wirklichkeit des Bösen
Das Erbe des Bösen
Die Rolle des Bösen
Die Armee des Bösen
Die Quelle des Bösen
Die Dimensionen des Bösen
Der Entertainer des Bösen
Die Schwelle des Bösen
Die Ausgeburt des Bösen
Die Wiedergeburt des Bösen
Der Vergewaltiger des Bösen
Die Spielerin des Bösen

Von Galina Sato habe ich noch weitere Vorschläge bekommen:Das Herz des Bösen
Die Kinder des Bösen
Der Anwalt des Bösen
Die Fratze des Bösen

Planung fürs OpenAir St.Gallen

Ab heute findet im Sittertobel das OpenAir St.Gallen statt. Ich werde dieses Jahr auch wieder mit dabei sein. Und hier gibt es schon mal meine Liste der Bands, die ich sehen will:

Donnerstag:
Die Antwoord (22.00, Sternenbühne)

Freitag:
Macklemore & Ryan Lewis (18.45 Sitterbühne)

Lianne La Havas (1.15 Sternenbühne)

Samstag:
Tüchel (12.00 Sitterbühne)

Alex Hepburn (14.30 Sternenbühne)

Terribly Overrated Youngsters (16.15 Sternenbühne)

The Bloody Beetroots Live (0.45 Sitterbühne)

Zedd (3.00 Sternenbühne)

Leider kommt am Sonntag meiner Meinung nach keine gute Band. Werde aber wohl kurz bei den Lumineers reinschauen.

Welche Band darf man Eurer Meinung nach nicht verpassen?

Alles wird gut

Heute hat mich eine wunderbare Nachricht erreicht: Elvis Costello und The Roots bringen ein gemeinsames Album raus!

Vor Vorfreude mag ich eigentlich gar nicht viel mehr dazu schreiben. Deshalb nur dies:
Voraussichtlich kommt das Album „Wise Up Ghost“ am 13. September bei Blue Note Records raus.

Alles wird gut? Nein, alles wird sogar noch viel besser!

Katholizismus-Index der Schweizer Kantone

WICHTIGES UPDATE: Bei der ersten Version meiner Grafik ist mir ein Fehler bei der Berechnung unterlaufen. Jetzt – exklusiv – die neue, bessere, genauere, unglaubliche Version des Katholizismus-Index der Schweiz!

Heute wurde in meiner Facebook-Timeline dieses Bild geteilt:
Schon kurz danach kam die Idee, dass man ja mal eine solche Karte auch für die Schweiz machen könnte.

Nun mag ich ja Zahlen, Listen und Statistiken. Deshalb habe ich mich der Sache angenommen und präsentiere nun stolz

Die Katholische Landkarte der Schweiz!

Schlüssel:
Pro Gardekommandant gibt es 5 Punkte
Pro Kardinal gibt es 10 Punkte
Pro 10’000 Katholiken gibt es 1 Punkt
Prozentualer Anteil von Katholiken an Wohnbevölkerung gibt die Anzahl Prozente als Punkte
Mitgliederbeiträge an die Römisch-Katholische Zentralkonferenz gibt 1 Punkt pro 10’000 Franken
Der Franken-Beitrag pro Katholik gibt 1 Punkt

Daraus ergibt sich folgende Rangliste:
1. Luzern (285 Punkte)
2. Zürich (238)
3. St.Gallen (158)
4. Wallis (147)
5. Tessin (133)
6. Fribourg (130)
7. Aargau (125)
8. Schwyz (112)
8. Uri (112)
9. Waadt (104)
9. Zug (104)
10. Genf (99)
11. Nidwalden (90)
12. Jura (88)
13. Obwalden (87)
14. Solothurn (86)
15. Appenzell Innerrhoden (85)
16. Graubünden (82)
17. Bern (74)
18. Baselland (72)
19. Thurgau (70)
20. Glarus (51)
21. Schaffhausen (46)
22. Basel Stadt (43)
22. Neuenburg (43)
23. Appenzell Ausserrhoden (42)

Diese Karte ist natürlich mit Vorsicht zu geniessen – und ironisch gemeint!
Ach ja: Wer noch weitere Indikatoren weiss (Distanz des Hauptortes nach Rom?), darf mir die gerne mitteilen. Vielleicht passe ich ja die Karte nochmals an.

Update 1: Ein wichtiges Update, das mir erst gestern kurz vor dem Einschlafen eingefallen ist… Die Quellen:
1. Ständige Wohnbevölkerung der Schweiz ab 15 Jahren nach Religion
2. Liste der Kommandanten der Päpstlichen Schweizergarde
3. Liste der derzeitigen Kardinäle aus der Schweiz
4. Die RKZ-Finanzen im Überblick

Update 2: Da finanzstarke, grosse Kantone natürlich sehr viel mehr Geld an die Kirche abliefern, wird das Bild ein bisschen verzerrt. Deshalb hier noch die bereinigte Rangliste. Diese ist etwas fairer, da prozentual Geld/Katholik drin ist, aber Gesamtbetrag raus genommen wurde:
1. Luzern (217 Punkte)
2. Wallis (111)
3. Uri (104)
4. Fribourg (90)
4. Tessin (90)
6. St.Gallen (86)
7. Appenzell Innerrhoden (80)
7. Obwalden (80)
9. Nidwalden (78)
9. Schwyz (78)
11. Jura (76)
12. Zürich (75)
13. Zug (67)
14. Genf (63)
15. Graubünden (59)
16. Aargau (58)
17. Solothurn (54)
18. Waadt (52)
19. Glarus (45)
20. Thurgau (44)
21. Baselland (41)
22. Schaffhausen (39)
23. Appenzell Ausserrhoden (36)
24. Bern (32)
24. Neuenburg (32)
26. Basel Stadt (28)

Eine Woche Medienlinks.ch

Seit einer Woche habe ich ein kleines Projekt. Auf medienlinks.ch teile ich werktäglich deutschsprachige Links zu Meldungen aus der Medienwelt. Bisher aufgefallen:

– Künftig will ich mich vermehrt auf Gedanken zur Medienwelt konzentrieren. Dafür weniger Personelles oder Organisatorisches bringen.

Storify ist ein gutes Tool, um schnell und übersichtlich solche Links zu teilen.

– Gerne hätte ich bei Storify die Funktion „Weitere Links zu diesem Thema“. Könnte ich natürlich auch mit Hyperlinks im Text lösen. Natürlich nicht so elegant.

– Bisher waren meine Links sehr CH-lastig. Will mehr Medien-Seiten aus Deutschland und Österreich finden.

– Bei jedem Link ein „via …“ setzen? Oder einfach kommentarlos rein?

– Soll ich eine Email-Adresse oder ein Webformular hinterlegen, damit mir spannende Geschichten geschickt werden können?

– Was mache ich bei Abwesenheiten? Möglich: Einen Tag ausfallen lassen oder den Account einem Gast-Kurator übergeben.

So. Das sind so ganz spontan einige Gedanken zu medienlinks.ch und der ersten Erfahrungswoche damit.

Kommentare zu medienlinks und zu den einzelnen Punkten sind herzlich willkommen!

Das Polizeiradio in Boston

Die Ereignisse von Boston haben mich wieder zu einem Radiohörer gemacht. Zumindest teilweise. Ich habe gebannt dem Polizeifunk der Einsatzkräfte gelauscht. Im Internet fanden sich mehrere Streams dazu. Die Polizei hat nach einigen Stunden jedoch die Stationen gebeten, die Streams abzuschalten, um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden.

@LuziaTschirky stellte dann die entscheidende Frage: Wie kann man ein solches Polizeiradio verifizieren? Schande über mich, da ich mir dies nicht überlegt habe.

Also habe ich mich auf die Spurensuche gemacht. Der einfachste Weg: Direkt bei der Polizei fragen. Leider habe ich bis jetzt keine Antwort erhalten – was aber auch verständlich ist. In Boston haben sie jetzt wirklich wichtigere Probleme.

Weil auf diesem Weg keine Antwort zu erwarten war, habe ich noch einen anderen Weg gewählt. Zuerst habe ich die rechtliche Situation abgeklärt: Darf man in den USA Polizeiradio abhören? Informationen dazu finden sich im Electronic Communications Privacy Act. Man darf. Besonders schön ist der Zusatz, dass man die gewonnene Information nicht für illegale Zwecke brauchen darf.

Aus dieser Recherche wusste ich nun immerhin, dass es möglich ist, dass es sich bei den Streams um einen „richtigen“ Polizeifunk handeln kann. Danach habe ich in Funkforen nach den Frequenzen des Polizeifunks von Boston gesucht. Diese Frequenz habe ich dann mit einem Ustream-Video abgeglichen. Im Video war ein Funk-Scanner, der auf dieser Frequenz eingeschaltet war, zu sehen. Die Tonspur war identisch mit den Audiostreams auf den anderen Seiten. Natürlich hätte jemand auch einfach diesen Stream mitschneiden und ein abgeschaltetes Funkgerät zeigen können.

Als weitere Verifikation habe ich direkt Leute in Boston angeschrieben (über eine Mailingliste, die sich häufig mit Rechtsfragen beschäftigt) und diese Personen gefragt, ob sie für mich den Polizeifunk hören und das Signal mit den Audiostreams abgleichen können. Auch hier gab es Übereinstimmungen.

Damit ist für mich klar, dass im gehörten Audiostream wirklich der Polizeifunk wiedergegeben worden ist.

Whodunit – der Umgang mit Verdächtigen und Tätern

Das FBI veröffentlicht Bilder von Verdächtigen der Bombenanschläge beim Boston Marathon. Und die Medien? Die bringen diese Bilder. Schliesslich hoffen die Behörden auf Hinweise aus der Bevölkerung. Die Medien helfen gerne. Nur: Ist es überhaupt sinnvoll, die Bilder auch ausserhalb der USA, ausserhalb des Grossraumes Boston, zu veröffentlichen? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Verdächtigen in St.Gallen oder in Como aufhalten?

Wer die Gesichter der mutmasslichen Täter (es gilt noch immer die Unschuldsvermutung) interessiert, der kann die Bilder wohl ohne grosse Probleme im Internet finden. Doch auch hier wieder: Was ist die Motivation dahinter? Eine mögliche Erklärung ist, dass mit solchen Bildern dem Bösen, dem Unvorstellbaren, ein Geischt gegeben wird. Ähnliche Diskussionen führten wir in der Redaktion übrigens schon bei Anders Breivik.

Bilder und Beschreibungen von Tätern fördern immer auch Vorurteile. War der Täter ein tätowierter Rechtsextremist? Eine Asylsuchende aus dem nordafrikanischen Raum? Spannend wäre folgendes Experiment: Bei allen Straftaten wird Alter, Geschlecht und Nationalität nur noch dann genannt, wenn diese Attribute einen Zusammenhang mit der Tat haben. Ein Raser wird zum Beispiel nicht durch seine Nationalität oder sein Alter zum Raser. Und ob ein Mörder nun 20 oder 35 Jahre alt ist, tut eigentlich nichts zur Sache.

Update: Wie gefährlich es ist, die Bilder und Namen von mutmasslichen Tätern zu bringen, hat sich bei den Anschlägen in Boston wieder einmal gezeigt. Eine der grössten Schweizer Zeitungen hatte einen halben Tag lang nach einem völlig anderen „Täter“ gefahndet. Mit Bild. Und Name. Und auch wenn dieser Artikel nun gelöscht worden ist, ist er über den Cache noch immer auffindbar. Gerne erinnere ich bei dieser Gelegenheit an Richard Jewell.