Rassismus, Fussball und Olma

Zugegeben: Was nun folgt sind zum Teil wirre Gedankenfetzen. Aber sie müssen raus.

Gestern war ich in einer Bar in der Nähe des Olma-Geländes und habe mir den Match Albanien-Schweiz angeschaut. Die Stimmung war ok, es wurde wenig geredet. Im Laufe der ersten Halbzeit kamen immer mehr Besucher. Offensichtlich von der Olma. Die Luft im Lokal wurde übler (Käse und Bier), es wurde lauter und enger. Gehört halt dazu und stört mich auch nicht wirklich. Aber dann wurde es hässlich. Als noch alles auf ein 0:0 fielen plötzlich extrem rassistische Sprüche gegen die Albaner. Sie kamen womöglich nur von einer kleinen Gruppe, die direkt hinter mir stand. Aber trotzdem.

Kritik an rassistischen Fussballfans ist nicht neu. Und sie greift jedes Mal zu kurz. Denn hier handelte es sich nicht um Fussballfans. Es waren Olma-Besucher, die zufällig in eine Bar kamen, in der Fussball lief. Die Personen interessierten sich nicht wirklich für das Spiel. Einer der Gruppe musste einem anderen sogar erklären, dass es beim Fussball zwei Halbzeiten à 45 Minuten gibt.

Rassismus ist kein Problem des Fussballs. Es ist ein gesellschaftliches Problem. Fussball ist grossartig. Der Einstieg ist niederschwellig, die Grundregeln sind schnell verstanden (der Ball darf nicht mit den Händen berührt werden und wer mehr Tore schiesst hat gewonnen), die Emotionen sind gross. Und genau deshalb wird der Bedeutung des Fussballs auch gerne zu viel Gewicht gegeben. Ok, vielleicht kann man nicht mal die Gesellschaft für den Rassismus verantwortlich machen. Es ist ein Problem, das im Wesen des Menschen verankert ist. Fussball wegen Gewalt oder Rassismus zu hassen, ist wie wenn man die Demokratie dafür hasst, dass eine Abstimmung oder Wahl nicht zu den eigenen Gunsten ausgegangen ist. Gib der Menschheit die Möglichkeit, sich auszudrücken, und das Ergebnis wird nicht immer schön sein.

Fussball ist positiv. Erfolg und Misserfolg wird immer geteilt. Als Individuum hat man keine Chance. Der menschliche Fortschritt ist auch immer eine Zusammenarbeit und nie die Leistung eines einzelnen Menschen. Fussball lehrt uns, dass wir nur so zum Ziel kommen. Eine sehr schöne Lektion – auch wenn der Preis dafür manchmal hoch ist.

Zum Start der Deutschen HuffingtonPost

Heute (10.10.2013) um 10.10 Uhr startet die deutsche Ausgabe der HuffingtonPost. Im Vorfeld wurde schon unglaublich viel darüber diskutiert und natürlich hatte auch fast jeder Medienbeobachter/Journalist eine Prognose zum möglichen Erfolg oder Misserfolg abgegeben.

Prognosen sind eine ziemlich doofe Angewohnheit der Presse. Klar, es macht unglaublich Spass, eine solche zu schreiben. Und wenn es dann wirklich wie erwartet eintreffen sollte, wird der alte Artikel hervorgekramt und stolz herumgereicht. Sieht her, ich wusste es schon immer! Kommt es anders, wird die Prognose frei nach Adenauer tief im Archiv vergraben.

Man müsste sich einmal vorstellen, wenn Politiker dauernd solche Prognosen abgeben würden. Die Schelte der Presse würde nicht lange auf sich warten lassen. Oder wenn der Automechaniker die Lebenszeit des Verteilers voraussagen versuchen würde. Da würde man sich als Kunde verarscht fühlen, wenn es denn anders eintreffen sollte. Aus dieser Sicht sollten sich die Journalisten vielleicht nicht wundern, wenn sie nur wenig Ansehen geniessen. Auch unsere Kunden erinnern sich an Voraussagen und Versprechungen.

Clubzugehörigkeiten der Nationalspieler der Schweiz

Wenn der Schweizer Fussballnationalmannschafts-Trainer jeweils seine Mannschaft nominiert, werden immer wieder auch Stimmen laut, die mehr Spieler von diesem oder jenem Verein fordern. Doch welche Clubs werden wirklich benachteiligt? Und welcher Club stellte die meisten Nationalspieler in der Geschichte der Schweizer Nati? Ich habe da mal eine kleine Tabelle gemacht. Spannend finde ich auch, dass die Schweizer Nati-Spieler aus insgesamt 158 Vereinen kamen.

Fliessende Stories

Ich nenne sie mal „fliessende Stories“. Wohl jeder, der sich im Internet bewegt, kennt sie. Einem breiten Publikum bekannt geworden ist die journalistische Form durch die „Snowfall“-Geschichte in der New York Times. Dabei war das natürlich nicht die erste Geschichte dieser Art. Leider wird bei solchen Stories nur äusserst selten das Publikationsdatum angegeben, deshalb ist eine chronologische Auflistung kaum möglich.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob das wirklich die Zukunft des Journalismus sein soll. Keine Frage: Es schaut hübsch aus. Aber ganz ehrlich: Wie viele dieser Geschichten werden wirklich gelesen? Und werden die Bildgalerien darin auch angeklickt? Die Videos geschaut? Die Audiofiles angehört? Ich glaube, dass die meisten Leser hier nur durchscrollen und die lustigen Effekte anschauen. Die journalistische Leistung wird von der Programmier-Leistung in den Hintergrund gedrängt. Das darf doch eigentlich nicht sein. Aber vielleicht täusche ich mich auch und ich muss mich nur mein Leseverhalten ändern. Vor einigen Jahren war es ja auch fast schon undenkbar, einen längeren Text online zu lesen.

Egal. Hier eine Auswahl von „fliessenden Stories“. Wer noch mehr kennt, darf gerne in den Kommentaren darauf hinweisen!

Update: Dieser Post wird laufend aktualisiert.

New York Times:
Snowfall (und hier noch Hintergrundinformationen zur Entstehung von Snowfall)
Reshaping New York
Tomato Can Blues
A Moment From the Boston Marathon
Ski Jumping (Sochi 2014 Extra)
Slopestyle (Sochi 2014 Extra)
Luge (Sochi 2014 Extra)
Halfpipe (Sochi 2014 Extra)
Giant Slalom (Sochi 2014 Extra)

NZZ:
Fukushima
Iouri Podlatchikov: Du fliegst nur einmal

White House:
Preventing Gun Violence

D Group:
Firmenportrait

Pitchfork (die machen übrigens praktisch jede Cover Story so):
Bat for Lashes
Ariel Pink
Cat Power
Daft Punk

Jess & Russ:
Hochzeitseinladung

Washington Post:
Joe Dombrowski

Dangers of Fracking:
PR

Ice Fail:
Snowfall-Parodie

Google:
How Search Works

The Verge:
Body Hackers

GQ:
Pirates in Somalia
Tom Jones

Guardian:
US Elections (Zur Entstehung von US Elections)
Firestorm (Zur Entstehung von Firestorm)
Alaska on the Edge
NSA files decoded
Our Walled World

ESPN:
Dock Ellis

Die Zeit:
Tour de France
Karl-Marx-Allee: Das neue Leben der Stalinallee

NPR:
Unfit for Work

UN:
Too Young To Wed

Commercial Appeal:
Martin Luther King, Jr. (zur Entstehung von Martin Luther King, Jr.)

Rolling Stone:
The Geeks On The Frontlines

The Daily Beast:
Why You’re Addicted to TV

Schweizer Fernsehen:
Langstrasse

Vorarlberg Online (vol.at):
Armut in Vorarlberg

Tages Anzeiger:
Leon de Winter: „Es gibt mehr Kriminalität“Corine Mauch: „Der Platz hat mich fast umgehauen“
Simon Ammann: „Von Skispringern kann man viel lernen“

Rhein-Zeitung:
Arabellion: Arabischer Frühling – Was vom Frühling bleibt

Stille Nacht:
Stille Nacht

France Inter:
Le Jeu des 1000 Histoires

Hollow:
Hollow – An Interactive Documentary

NFL:
Super Bowl City

Spiegel Online:
Die Strasse nach Sotschi: Eine olympische Winterreise