Gestern hat die Fifa eine Medienmitteilung verschickt. Das ist nicht ungewöhnlich und kommt jeden Monat mehrmals vor. Und beim Lesen der Mitteilung ist mir auch nichts besonderes aufgefallen und ich habe die Mail gelöscht.
Einige Stunden später hat Ed Malyon vom Mirror folgendes Bild auf Twitter veröffentlicht:
…und das hat dann meine Aufmerksamkeit geweckt.
Die Erfolgsrate der Argentinier, die ein Ticket für die WM in Brasilien wollten, liegt bei gerade einmal 1,68 Prozent. Verglichen mit den anderen Zahlen ist das lächerlich und die Wahrscheinlichkeit, dass hier wirklich nur das Losglück ausschlaggebend war, ist äusserst gering. Ich vermute, dass die Fifa die WM wirklich als „Fussball-Fest“ sieht und deshalb die möglichen Party-Crasher Argentinien als grösste Rivalen der Brasilianer nicht einladen wollte.
Laut Fifa gingen die meisten Tickets an Brasilien (verständlich), gefolgt von den USA, England, Deutschland, Australien, Kanada, Frankreich, Kolumbien, Schweiz und Japan. Wurde da etwa auf die wirtschaftliche Stärke der Länder geschaut? Wie dick ist das Portemonnaie der Besucher, wenn sie nach Brasilien kommen?
Ebenfalls auffällig ist die unglaubliche Erfolgsquote bei Kanada. Jede vierte Person, die ein Ticket wollte, bekam auch eines. Was könnten hier die Gründe sein? Kanada wird 2015 die WM der Frauen austragen. Muss nun dort die Begeisterung für Fussball gefördert werden?
Das sind natürlich alles nur Vermutungen und Verschwörungstheorien. Auch wenn die Fifa nicht gerade als besonders transparentes Unternehmen gilt, wäre diese Vorgehensweise bei der Ticketvergabe doch eher plump. Aber zuzutrauen wäre es der Fifa leider doch.
Update vom 7. November: Habe soeben mit der Pressestelle der Fifa telefoniert. Für die komische Erfolgsrate bei den Ticketbewerbungen gibt es offenbar eine einfache Erklärung: Die Argentinier haben sich hauptsächlich für sogenannt „Team Specific Series“-Tickets beworben. Das heisst, dass sie nur Tickets für Argentinien-Spiele wollten. Und diese Tickets sind äusserst limitiert. Zudem seien von dort auch sehr viele Anträge für Final-Tickets gestellt worden. Den Fans in Kanada und auch den USA war es ziemlich egal, welches Spiel sie schauen gehen sollen. Deshalb hatten sie auch ungleich grössere Chancen auf ein Ticket. Ein weiterer Faktor war, dass aus Argentinien viele Bewerber dabei waren, die ungenügend viel Geld auf ihrer Kreditkarte hinterlegt hatten und deshalb die Tickets nicht bekamen. In einer nächsten Runde werde das wieder anders aussehen, heisst es bei der Fifa. Dann kommen die „Teamtickets“ in den Verkauf. Dort werden pro teilnehmender Mannschaft 8% der Tickets über den Landesverband verkauft. Also Schweizer Fans haben ein Kontingent für Spiele ihrer Mannschaft. Es wird also schon noch genügend Argentinier am Turnier haben.
Update vom 9. November: Hansruedi Widmer hat sich die Mühe gemacht und die Wahrscheinlichkeitsrechnung durchgeführt. Hier seine spannenden Resultate.